Aktuelles
zum Artikel in der Schwäbischen Zeitung vom 4.5.2010 mit dem reisserischen Titel "Studenten bauen deutsche Kriegs-Maschine nach" möchte ich einiges klarstellen. Denjenigen, die durch den Artikel den Eindruck bekommen haben, meine Studenten und ich wären Kriegsmaschinenbauer, möchte ich folgende Fakten mitteilen:
- Ich bin einer der wenigen Professoren an der Hochschule Ravensburg-Weingarten, die grundsätzlich KEINE Rüstungsprojekte und Rüstungsabschlußarbeiten betreuen. Mir liegt nichts ferner als der Bau von Kriegsmaschinen!
- Warum dann dieses Enigma-Nachbauprojekt? Mir geht es hier darum, den Studenten an einem anschaulichen Beispiel zu zeigen, wie der Wettlauf zwischen Verschlüsselung, d.h. Datensicherheit und dem Knacken von Geheimnissen, d.h. den Angreifern, abläuft. An diesem historischen Beispiel kann man sehr viel lernen. Da funktionierende Original-Enigmas sehr teuer sind, wurde vor Jahren dieses Nachbauprojekt begonnen. Wichtig ist es hier auch zu erwähnen, dass die moderne Kryptographie ausschließlich aus abstrakter Mathematik und Algorithmik besteht. Da sind die Studenten dankbar, wenn es mal was zum Anschauen und Anfassen gibt.
- Die Geschichte um die Kryptanalyse der Enigma zeigt unter anderem auch, wie der geniale polnische Mathematiker mit dazu beitrug, dass das Nazi-Regime schließlich gestürzt werden konnte. Dies können Sie auf meinen Folien und in meinem Kryptographie-Buch nachlesen.
- Mein oberstes Ziel beim Thema Kryptographie und Datensicheit ist die freie und friedliche Nutzung der modernen Verschlüsselungsverfahren zum Schutz von Privatsphäre und geistigem Eigentum.
- Auch denke ich, dass wir Deutschen offen mit der schrecklichen Geschichte des zweiten Weltkriegs umgehen sollten. Dazu gehört auch die Geschichte um die Enigma. Wem hilft es, wenn wir hier den Kopf in den Sand stecken. Im Gegenteil: Das schadet mehr als es nützt.
Wolfgang Ertel
Projekt zum Nachbau der historischen Chiffriermaschine für die Lehre
Für die Vorlesung Datensicherheit von Prof. Ertel wird eine Enigma nachgebaut. Noch ist nicht klar, wieviele Enigmas gebaut werden. Falls genügend viele Maschinen gebaut werden, wird eine Replica vermutlich zwischen 4000 und 5000 Euro kosten.
Interessenten melden sich bitte per Email bei Prof. Ertel mit Angabe des Nutzungszweckes. Sie werden dann zu gegebener Zeit benachrichtigt.
Firmen, die Interesse an einer kommerziellen Fertigung größerer Stückzahlen haben melden sich ebenfalls bei Prof. Ertel. Voraussetzung CNC Dreh- und Fräsmaschinen. Möglichkeit zum Laserschneiden, etc.